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Diskurs

Montag, 30.05.2022

Netzwerk Autorenrechte

Studie zum E-Lending vorgestellt

Das Netzwerk Autorenrechte hat eine Studie zu den Themen E-Lending und analoge Leihe von Büchern in Bibliotheken erstellen lassen.

Anlass dieser Studie (Download) war der Vorstoß des Bundesrates, im Zuge der Implementation der EU-Richtlinie zum Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt den Paragrafen 42b zu verankern. Dieser Paragraf sieht vor, das E-Lending sowohl für jegliche Buchautor:innen – inkl. Übersetzer:innen – als auch für Verlage als mandatorische Pflicht einzuführen.

Dies würde eine „Zwangslizenz“ gesetzlich festschreiben, heißt es in einer Pressemitteilung des Netzwerkes Autorenrechte, das 15 Verbände und knapp 16.000 Autor:nnen und Übersetzer:nnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz repräsentiert. „Sollte dies gelingen, wäre das ein tiefer Eingriff in die Urheberpersönlichkeitsrechte und ein Angriff auf den E-Book-Markt.“

Die Auswertung zeigt, dass die rund 800 befragten Autor:innen das System Öffentliche Bibliotheken grundsätzlich befürworten, und das, obwohl schon jetzt die Höhe der Vergütungen beim Verleih von Printbüchern im europäischen Vergleich fast Schlusslicht sei.
Die digitale Leihe wird jedoch viel kritischer gesehen, denn diese wird einen immensen Einfluss auf das Einkommen von Autor:innen haben. Vorangegangene Studien zeigten, dass Nutzer:innen der „Onleihe“ deutlich weniger Bücher kaufen als zuvor.

„Die bereits prekäre Einkommenssituation der Künstler:innen würde sich mit der Einführung der Zwangslizenz weiter verschärfen.“ Deswegen dürfe der Bildungsauftrag des Staates nicht auf dem Rücken derjenigen ausgetragen werden, die die kulturelle Vielfalt erschaffen. Die gesamtgesellschaftliche Aufgabe der kulturellen Bildung müsse von der Gesellschaft auch „adäquat entlohnt werden“ und dies, so die Befürchtung des Gros der Autor:innen, wird nicht geschehen.

Noch können Autor:innen die Leihe ihrer E-Books ausschließen und tun dies häufig; vor allem, weil die Verleiher derzeit nicht in der Lage oder nicht willens sind, transparente Zahlen der Ausleihen zu liefern. Dieses Problem sei für Printbücher bereits seit Jahren bekannt und „mit der Zwangslizenz für E-Books würde sich die Lage für Autor:innen weiter dramatisieren“.

Das Netzwerk Autorenrechte hat vier Forderungen an die Politik aufgestellt, um faire Bedingungen für Urheber:innen zu gewährleisten:

  • „Das Recht auf Zugang zu Bildung darf nicht auf Kosten des Urheberrechts gehen.
    Keine Schrankenlösung und keine verpflichtende Lizenz für das ELending.
  • Stattdessen: Freiwillige Lizensierung bei signifikanter Erhöhung der Anschaffungsbudgets für E-Medien.
  • Eine genaue Dokumentation der Ausleihen von gedruckten Werken und von E-Books.
  • Eine Vergütung für ausgeliehene Druckbücher, die deutlich über dem europäischen Durchschnitt liegt.“

Pressekontakt: info@urheber.info