Diskurs
Donnerstag, 13.11.2025
Neuer Wind im politischen Diskurs
Internationale Urheberrechtskonferenz der IU am 10.11.2025 in der Akademie der Künste in Berlin
Zum 13. Mal lud die Initiative Urheberrecht am 10. November zur internationalen Urheberrechtskonferenz ein – im 25. Jahr des Bestehens der Dachorganisation und unter dem Motto „Kultur. Freiheit. Europa – seit 25 Jahren stark für Kultur und Wirtschaft“.
Experten aus der Kultur-, Kreativ- und Medienbranche sowie aus Wissenschaft, Recht und Politik diskutierten über die aktuellen Fragen rund um Generative KI: „Sechs Stunden Druckbetankung zum Thema GenKI + Urheberrecht“. Neben einer großen Anzahl prominenter und kluger Expert:innen trat auch die Politik auf, prominenteste Rednerin war die Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz Dr. Stefanie Hubig. In der Summe lässt sich ein neuer Wind im politischen Diskurs feststellen, dieser wurde durch das Münchner GEMA-Urteil vom 11. November weiter bestärkt.
Berlin, 13. November 2025. Zum dreizehnten Mal lud die IU zur internationalen Urheberrechtskonferenz in die Akademie der Künste am Pariser Platz ein. In diesem Jahr stand die Veranstaltung unter dem Themenschwerpunkt „Zukunftsfähig und nachhaltig? Die Rolle generativer KI im kreativen Ökosystem“. Führende Expert:innen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur und Praxis diskutieren über die aktuellen Herausforderungen und Chancen generativer Künstlicher Intelligenz für Urheberrecht, Kreativbranchen und Gesellschaft.
Wie lässt sich KI-Innovation mit dem Schutz geistigen Eigentums in Einklang bringen? Welche Rolle spielen Regulierung, Transparenzpflichten und Lizenzierung künftig in der europäischen Praxis? Und wie kann eine faire und nachhaltige Wertschöpfung für Kreative gesichert werden? Diesen Fragen widmeten sich das vielschichtige Programm der diesjährigen Konferenz.
Nach der Begrüßung durch Matthias Hornschuh, Komponist und Sprecher der Initiative Urheberrecht, und Katharina Uppenbrink, Geschäftsführerin der IU, eröffneten Prof. Manos Tsangaris, Präsident der Akademie der Künste, und der Autor Mario Giordano die Veranstaltung.
Den wissenschaftlichen Auftakt bildet ein umfassendes „Update on Gen AI“. Der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Karl-Nikolaus Peifer (Universität zu Köln) eröffnete mit einer fulminanten Keynote, der Informatik-Professor Dr. Sebastian Stober (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg) fasste seine Erkenntnisse zum Thema GenKI zusammen und konstatierte, dass „billige und bequeme Ausreden“ überwiegen. Der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Philipp Hacker (European New School of Digital Studies) gab ein spannendes Update zu „KI, Urheberrecht und die Zukunft der Internetsuche“ und der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Martin Andree (Universität zu Köln) stellte eindringlich fest, „Digitalokratie“ habe den „Wettbewerb abgeschafft“; er stellte die Frage: „Wie viele eindeutige Studien brauchen wir noch?“.
Der politische Teil der Konferenz wurde mit der Keynote der Bundesjustizministerin Dr. Stefanie Hubig eröffnet. Sie will sich dafür einsetzen, dass Urheber:innen für die Nutzung ihrer Werke angemessen vergütet werden und sieht hier vor allem die EU in der Pflicht. Sie hoffe auf klare Urteile in den anhängigen Verfahren, doch
„wenn sich der Lizenzmarkt … nicht spürbar belebt, müssen wir über gesetzliche Anpassungen diskutieren“.
Hubig betonte auch, ihr sei bewusst, wie unzufrieden viele Urheber:innen mit den derzeitigen Vorgaben der EU-Kommission sind. Die Rede der Ministerin ist ab Minute 1.21 hier nachzuhören und zu -sehen.
Es folgten Statements von Dr. Konrad Schmidt-Werthern (BKM), Minister Nathanael Liminski (NRW), Axel Voss, MEP, sowie Renate Nikolay von der Europäischen Kommission. Ein Schwerpunkt lag dabei auf den rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen, die derzeit auf EU- und Bundesebene für generative KI geschaffen werden. Wobei sich auch die Länder, angeführt von NRW, am Diskurs beteiligen. Auch wenn es graduelle Unterschiede gab, einig waren sich alle Redner:innen darin, dass das Regelwerk noch nicht perfekt ist. Insbesondere der BKM-Amtschef und der NRW-Europaminister sicherten zu, noch aktiver zu werden. Schmidt-Werthern sagte, es geht um „die Zukunft des schöpferischen Schaffens“, Liminski konstatierte:
„KI (…) darf nicht auf Kosten derjenigen gehen, die die Inhalte schaffen.“
Besondere Aufmerksamkeit galt dem Themenfeld Deep Fakes und Persönlichkeitsrechte, auch bei den Stimmen aus der Politik klang das schon an. Im Rahmen des sogenannten „Falls Hirschhausen“ zeigten Rechtsanwalt Götz Schneider-Rothaar und Dr. Eckart von Hirschhausen aktuelle Herausforderungen beim Schutz von Stimme und Bild auf.
Der „Blick über den Tellerrand hinaus“ widmete sich vielfältigen Perspektiven: Prof. Dr. Petra Gehring (TU Darmstadt) legte bei ihrem Impuls den Schwerpunkt auf die Digitalpolitischen Dimensionen des Umgangs mit generativer KI in der Wissensarbeit. Prof. Dr. Daniel Mügge von der Universität Amsterdam führte wortgewandt zu „KI & Politik: the good, the useless and the ugly“ aus und konstatierte: „beim Gesamtpaket `Unabhängig werden` gibt es noch viel zu wenig Energie in Europa!“. Karen Rønde von der Danish Press Publications' gab einen tiefen und wichtigen Einblick in die Bemühungen in Dänemark und Harrie Temmink vom EUIPO (Alicante) brachte die neuen Möglichkeiten dieser europäischen Institution in die Debatte ein.
Zentrale Panels befassten sich am Nachmittag mit der KI-Politik und dem Urheberrecht in Europa sowie mit nationalen Regulierungsansätzen: Im ersten Panel diskutierten u. a. Dr. Amit Datta (Aleph Alpha), Jean-Philippe Mochon (Conseil d’État France), Prof. Dr. Philipp Hacker, Karen Rønde und Stefanie Eisenschenk (Drehbuchautorin) darüber, wie nationale Akteure Europas Rechtsrahmen prägen und gestalten könnten, es moderierte die international tätige Rechtsanwältin Sabine Richly.
Ergänzt wurde dieser Programmpunkt von Dr. Kai Welp von der GEMA, der eines der wichtigsten Themen der Zeit beleuchtete: die mit Spannung erwarteten Urteile zu den GEMA-Klagen gegen OpenAI (ChatGPT) und Suno - das am Tag darauf verkündete Urteil und die Begründung wird alle Anwesenden gefreut gefreut haben. In der Folge stellte Dr. Robert Staats von der VG Wort neue und innovative Überlegungen zu Regulierungsansätzen beim Input und Output; insbesondere die Ausführungen zu möglichen Lösungen für den Output stießen auf großes Interesse.
Das zweite Panel brachte mit Dr. Christian Meyer-Seitz (BMJV), Dr. Stephanie Schulz-Hombach (BKM) und Robert Heinrich (BMDS) Vertreter:innen der Ministerien ins Gespräch über die politische Steuerung von KI und Urheberrecht in Deutschland. Es wurde deutlich, dass in manchen Ministerien großes Verständnis und tiefes Wissen zum Urheberrecht und den aktuellen Fragen herrschen.
Zum Abschluss zeigten die beiden Bundestagsabgeordneten Ansgar Heveling (CDU) und Martin Rabanus (SPD) ihre Sicht auf die Erfordernisse der Kultur- und KI-Politik auf, gefolgt von einem aufrüttelnden Update von Prof. Dr. Thomas Höppner (Geradin Partners) zu den Entwicklungen im Medienkartellrecht. Die Konferenz endete mit einem Sektempfang zum 25-jährigen Bestehen der Initiative Urheberrecht.
Durchs Programm führten der Komponist und Sprecher der Initiative Urheberrecht Matthias Hornschuh und die Geschäftsführerin der Dachorganisation Katharina Uppenbrink. Im Namen der 140.000 Urheber:innen und ausübenden Künstler:innen aus mehr als 40 Mitgliedsorganisationen bedankten sie sich nach über 6 Stunden Programm bei den beeindruckenden Referent:innen.
Abschließend stellen die Gastgeber fest, es habe sich manches zum Besseren verändert im rechtspolitischen Diskurs. Die Anliegen der Urheber:innen und ausübenden Künstler:innen stießen auf mehr Resonanz; die Forderungen der Politik an Brüssel konkretisierten sich. Matthias Hornschuh: „Vor einem Jahr hat unsere interdisziplinäre „Tandem-Studie“ des Informatikers Prof. Dr. Sebastian Stober und des Rechtswissenschaftlers Prof. Dr. Tim W. Dornis für internationale Aufmerksamkeit gesorgt. Ein Jahr später legt ein deutsches Gericht wesentliche Teile unserer Studie seinem richtigen und wichtigen Urteil in der Klage GEMA gegen OpenAI zugrunde. Diese Orientierung hat die Branche gebraucht.“ Katharina Uppenbrink ergänzt: „Der neue Wind im politischen Diskurs, den wir auf unserer Konferenz erfahren durften, und der Erfolg der GEMA vor Gericht: Es gibt Hoffnung.“
Zum „Nachgucken“ der gesamten Konferenz geht es hier –
DE: Konferenz 2025 | Initiative Urheberrecht
EN: Conference 2025 | Initiative Urheberrecht
Pressekontakt: info@urheber.info
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