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Diskurs

Freitag, 28.04.2023

AI? Act now!

Künstliche Intelligenz braucht Leitplanken

Beim Parlamentarischen Abend der Initiative Urheberrecht machten Urheber:innen und ausübende Künstler:innen den zahlreichen anwesenden Politikern im delphi LUX Kino deutlich: Beim Thema Künstliche Intelligenz muss schnell gehandelt werden.

Wenn Modelle wie ChatGPT oder Midjourney, die durch Zugriff auf Werke Dritter neuen Output generieren, nicht reguliert werden, verkommen schöpferisch Tätige zu unbezahlten Lieferanten von Rohdaten für KI-Systeme.

Anlässlich des UNESCO-Welttag des Geistigen Eigentums veranstaltete die Initiative Urheberrecht (IU) am 26. April einen Parlamentarischen Abend unter dem Motto „Die Kunst der Politik - Die Politik der Kultur“. Die Sprecher:innen aus Kunst, Politik und Wissenschaft bezogen sich in ihren Statements auf die Auswirkungen von generativer Künstlicher Intelligenz (KI) auf Kunst und Kultur, Medien und die gesamte Gesellschaft.

Matthias Hornschuh (Komponist, Sprecher der Kreativen in der IU) eröffnete die Veranstaltung mit dem Hinweis, wie folgenreich generative KI für Urheber:innen und für die Gesellschaft sei. „Wenn Bilder ihren Charakter als Abbild der Wirklichkeit verlieren, dann bedeutet das das Aus für den Berufsstand der Fotograf:innen, die bislang die Echtheit ihrer Bilder bezeugen“, so Hornschuh.

Dr. Christian Meyer-Seitz (Leiter Abt. III Handels- u. Wirtschaftsrecht, BMJ) lobte die kürzlich veröffentlichte Stellungnahme der IU zu KI. In seiner Keynote gab Dr. jur. Niklas Maamar, Heinrich Hubmann Preisträger 2023, Gedankenanstöße für die juristische Welt von morgen.

Dr.-Ing. Sebastian Stober, Professor für Künstliche Intelligenz an der Otto von Guericke University Magdeburg regte an, eher von maschineller Intelligenz zu sprechen. Er analysierte den Markt und zeigte auf, warum sich Schwächen der aktuellen KI-Systeme, etwa das Verdrehen oder Erfinden von Fakten, auch auf absehbare Zeit nicht technisch lösen lassen werden. Auch er forderte klare Richtlinien.

Die Journalistin und Justiziarin Hanna Möllers des Deutschen Journalisten Verbands erklärte: „Wie sehr KI unsere Gesellschaft beeinflusst, hängt davon ab, wie schnell die Politik Leitplanken aufstellt. Sie muss schnell handeln!“

Diane Weigmann (Singer / Songwriterin, „Lemonbabies“) stellte fest: „Das Potenzial von KI ist ungeheuer beeindruckend, etwa in der Medizin oder im Finanzwesen … aber in der Kunst? Jeder Künstler, jede Künstlerin hat eine Notwendigkeit, Kunst zu machen. KI hat diese nicht.“

„Wir fordern, unter anderem, KI-generierte Bilder und anderen Content zu kennzeichnen. Wir brauchen eine klare Unterscheidung zwischen echten Fotos und künstlichen Bildern. Herkunft und Urheberschaft der Bilder muss nachvollziehbar bleiben“, sagte die Fotografin und Geschäftsführerin des Foto-Berufsverbands FREELENS, Prof. Heike Ollertz.

Der Jurist Prof. Dr. Thomas Höppner (Hausfeld), der maßgeblich an der Stellungnahme der IU beteiligt war, klärte auf: „Big Tech wie Google, Microsoft/OpenAI und Amazon transformiert Input von Urheber:innen zu neuen Inhalten. Schnell werden beim Einsatz von KI etwa für Presseerzeugnisse aus tiefgründigen Berichten Fake News.“

Die gemeinsame Stellungnahme der Initiative Urheberrecht und ihrer über 40 Mitgliedsorganisation zum Thema Künstliche Intelligenz richtet sich insbesondere an die Europapolitik, die in Kürze den AI Act im Trilog verhandeln wird. Wir begrüßen es, dass sich Vertreter des Europäischen Parlaments am 27. April bereits einigten, für generative KI besondere Regeln im AI Act vorzusehen.:

https://urheber.info/diskurs/ruf-nach-schutz-vor-generativer-ki

Pressemitteilung Parlamentarischer Abend 26.04.2023 (pdf, 149.75 KB)

Pressekontakt: info@urheber.info