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Diskurs

Freitag, 26.02.2016

GESAC-Studie zum "Wertetransfer" im Internet

Das Problem wird seit Jahren in der Kultur- und Kreativbranche heiß diskutiert: Im Internet verdienen Onlinedienste (heute „Intermediäre“ genannt) Milliarden mit kulturellen Inhalten, ohne dass von den Riesengewinnen ein Cent bei den Kreativen und ihren Verwertern ankommt. Nun...

Das Problem wird seit Jahren in der Kultur- und Kreativbranche heiß diskutiert: Im Internet verdienen Onlinedienste (heute „Intermediäre“ genannt) Milliarden mit kulturellen Inhalten, ohne dass von den Riesengewinnen ein Cent bei den Kreativen und ihren Verwertern ankommt. Nun hat die GESAC eine Roland-Berger-Studie vorgelegt, die „Wertefluss“ („transfer of value“) im Internet genauer analysiert.
Die GESAC (European Grouping of Societies of Authors and Composers) hatte bereits Ende 2014 eine Studie über die Märkte der Kultur- und Kreativwirtschaft in der EU vorgelegt (siehe News vom 3. Dezember 2014). Mit der Veröffentlichung der neuen 200 Seiten starken Studie „Cultural content in the online environment: Analyzing the value transfer in Europe“ (Download) vom November 2015 hat sich der Zusammenschluss von Verwertungsgesellschaften etwas Zeit gelassen, um die Hauptergebnisse und ihre Schlussfolgerungen in einer achtseitigen Broschüre („Use of cultural content online: from transfer of value to a fair ecosystem“) zusammenzufassen.
„Kurz gesagt, dominieren Internet-Plattformen den Online-Markt für kulturelle und kreative Arbeiten. Sie sind in erster Linie auf Benutzer hochgeladenen Inhalte oder die Aggregation von bestehenden Inhalten aufgebaut“, heißt es auf der GESAC-Website. Bei diesem „Transfer von Werten“ komme aber viel zu oft nichts oder wenig keine zu den Schöpfern der Werke zurück. Dies sei „ein ineffizienter und unlauterer Markt und bedroht langfristig die Gesundheit der EU-Kultur- und Kreativbranche und den Erfolg des digitalen Binnenmarktes.“
Die GESAC fordert wie viele andere, dass Urheber und Künstler an dieser Wertschöpfung beteiligt werden müssten. Ein Modell, wie das geschehen soll, hat sie nach dem Scheitern von „Kulturflatrate“ und Verleger-Leistungsschutzrecht (siehe zuletzt News vom 17. Februar 2016) aber auch nicht anzubieten.
So ist die GESAC-Studie und -Broschüre wohl als Meinungsbeitrag zum „Aktionsplan“ der EU-Kommission für eine Reform des EU-Urheberrechts zu verstehen, den sie Ende vorigen Jahres vorgelegt hat (siehe News vom 9. Dezember 2015). In der Kommissionsmitteilung „Schritte zu einem modernen, europäischeren Urheberrecht“ („Towards a modern, more European copyright framework“) heißt es zu diesem Punkt aber auch eher unverbindlich: „Die verschiedenen Themen rund um die Verteilung der mit neuen Formen der Online-Verwertung verbundenen Wertschöpfung unter den Marktteilnehmern sind Gegenstand weitergehender Überlegungen und Konsultationen der Kommission, die im Frühjahr 2016 in Maßnahmen münden könnten. Damit möchte die Kommission gewährleisten, dass die Marktteilnehmer, die zur Schöpfung der betreffenden Werte beitragen, ihre Rechte voll ausschöpfen können, und so zu einer gerechten Verteilung dieser Wertschöpfung und einer angemessenen Vergütung für die Online-Nutzung urheberrechtlich geschützter Inhalte beitragen.“

Pressekontakt: info@urheber.info